Unsere Truten
Günther, Alma und Loa
Günther wollte nicht geschlachtet werden, sondern schmiegte sich immer an den Landwirt, der nur kurz für eine Stallkontrolle gekommen war. So schaffte er es, den Absprung zu bekommen, nur wenige Wochen vor seinem Tod. Er zog zu Mathilda und verliebte sich ins Leben. Auch Mathilda konnte ihn sofort leiden und feierte somit ihre 5. Geburtstag wieder zu zweit.
Leider blieb ihr, unsere ältesten Truthenne ever, nicht mehr viel Zeit und so war Günther einige Monate später allein. Da konzentrierte er sich auf die Menschen, die er sowieso total faszinierend fand und ahnte, eines Tages würden andere wie er dem Tod vom Messer springen. So kamen dann im Juni 2024 Loa und Alma zu uns und nähern sich langsam dem Hofleben an.
Truten sind (wie Hühner) enorm unterschätzte Individuen.
Ihr interessiertes Wesen und ihre grosse soziale Ader sind herzergreifend. Immer sind sie dort, wo die Menschen gerade (nach ihren Kriterien) wichtige Dinge tun. Zum Beispiel einmal, da hatten wir eine Gruppe junger Menschen hier. Wir setzten uns in einen Kreis um ins Gespräch zu kommen und ein Platz im Kreis blieb frei. Matthilda sah dies aus der Ferne um kam herbei geeilt um genau diese Platz zu besetzen und in eine Art Meditation zu versinken :-). Als wir uns aufmachten um weiter zu gehen, folgte auch sie uns… Dies nur ein kleines Beispiel ihres hochdifferenzierten Wesens. Besondere Momente sind für uns die sommerlichen Bürostunden im Garten, umringt von Truten, Hühnern und Kaninchen.
In den vergangenen ca. 40 Jahren wurde im Rahmen der industriellen Massentierhaltung die Trutenmast enorm intensiviert. Sie werden über Selektionsmethoden der Mast hauptsächlich auf ihren Brustmuskel gezüchtet und somit komplett deformiert. Mit ca. 20 Wochen sind die Tiere bereits schlachtreif, obwohl sie in ihrer ursprünglichen Ausstattung 15 Jahre alt werden könnten.
Die meisten Masttruten leiden an Erkrankungen, die durch diese Zucht verursacht sind. Besonders gravierend sind Deformationen des Skeletts, welches das schnell wachsende Muskelgewicht nicht mehr tragen kann. Die Tiere knicken ein und können sich gegen Ende ihres kurzen Lebens nicht mehr gut bewegen.
Wir hoffen den uns anvertrauten Individuen ein möglichst langes, beschwerdefreies Leben zu ermöglichen. Viel Auslauf und eine ausgewogene Diät helfen hierbei. Ihr Lieblingsessen sind übrigens Gurken und Birnen (etwas ganz anderes als das übliche Mastfutter).
Viele unserer Trutenfreunde fielen viel zu früh ihrer krassen Zucht auf Brustfleisch zum Opfer.
Wir werden ihre grossen Persönlichkeiten nie vergessen. So unglaublich viel durften wir lernen von Flurin, Levi, Kevin und Saphir. Aber auch von Hailey, Bubu und Lululita.
Eine jede Trute,
Sieht in Menschen nur das Gute.
Lieber noch als frei sein,
Woll‘n sie bei dir dabei sein.
Natürlich nicht gern eingesperrt,
Das finden sie dann ganz verkehrt.Aber an deiner Seite,
Suchen sie nie das Weite.
Sie lieben deine geschäftige Art,
Zwitschern dazu lieblich zart.Niemals käme Truten in den Sinn,
Dass Menschen sie züchten zum Gewinn.
Sie sind frei von jedem Argwohn,
Kennen keinen Spott und Hohn.
Nehmt euch ein Beispiel an den Truten,
Erkennt in euch selbst die Guten…