Unsere Schweine
Als Schweinchen Leonie mit gut 6 Wochen von einem Transporter sprang, stand die Welt einen Moment still, denn sie zeigte allen deutlich, was wir im Grunde unserer Herzen wissen: ich bin geboren um zu leben! So einfach ist es eigentlich. Das ist wohl auch der Grund warum sich alle mit Leonie identifizierten und jede*r ein Bild mit ihr für das eigene Profilbild wollte.
Seit 2021 beglücken uns auch drei Minipigs (siehe unten) und zeigen, dass wahre Grösse in allen Formen möglich ist.
Unser Kindergarten: Ronya, Samira, Kurt mit Pete
Erst wurde Ronya lebendig im Müll gefunden, dann hatte Samira nur eine kleine Überlebenschance und wir wurden kontaktiert und dann war da Kurt, ein Winzling in einem Hof voller Schmerz… sie alle haben es dank der liebevollen Pflege von Vali und Marco haben es alle schnell geschafft, das blühende Leben zu werden. Nun wachsen sie prächtig heran und spielen die lustigsten Spiele. Habt ihr sie schon kennen gelernt?
Eine besondere Freundschaft verbindet sie alle mit Pete. Unserem tauben Goldschatz. Der erst durch Ronya den Abschied von seinem besten Freund, dem dreibeinigem Paul überwinden konnte! Das heutige Vierergespann ist pures Glück und zaubert einem, egal wie es einem geht, ein Lächeln aufs Gesicht.
Lisa, Finn und Noah –
eine fast perfekte Familienzusammenführung
Alles begann mit dem Ferkelchen Rosalie. Wir konnten sie als Kleine retten und vor einem kurzen und leidvollen Dasein bewahren und in ein hoffentlich langes und glückliches Leben mit unserer Schweinebande überführen. Am Tag ihrer Rettung entschieden die involvierten Menschen, dass es nicht ein Tropfen auf den heissen Stein sein sollte, sondern der Beginn einer grösseren Veränderung. Und so kam es, dass wir Ende 2022 zusammen mit anderen Lebenshöfen mehrere Rettungen organisieren durften, bei denen die geretteten Tiere nicht durch neue ersetzt wurden, sondern mit jeder geretteten Muttersau, eine „Produktionseinheit“ weniger vor Ort war. Als letzte „zu rettende Einheit“ blieb Lisa, Rosalies Mutter.
Zwei Wochen vor ihrer Rettung waren ihr ihre 6 Wochen alten Babies bereits weggenommen worden. Doch mit Einsatz von allen Seiten, konnten wir zwei ihrer Söhne ebenfalls retten. Es gibt keine Worte für die Intensität des Moments, an dem Lisa und die Kleinen sich wieder sahen und es gibt auch kaum welche für die Innigkeit des nun gemeinsamen Lebens.
Als wir Lisa zum ersten Mal sahen, war sie gebrochen. Wer Schweine kennt, weiss wie das aussieht, wie das sich anfühlt und wie weh das tut. Als sie realisierte, dass sie womöglich eine Chance auf Glück und Heilung bekam, stand sie jedoch auf und kämpfte. Warum sonst, wäre sie auch in den Tiertransporte gehüpft, der sie zu uns bringen sollte.
Die Ankunft war so voller Eindrücke und Überwältigung, dass Lisa zunächst nicht realisierte, dass ihre Tochter Rosalie und ihre Schwester Heidi hier auf sie warteten. Rosalie jedoch, fand eine Möglichkeit in den Integrationsbereich „einzubrechen“ und sich zu ihrer Mutter zu kuscheln…
Heidi aber, selbst noch mitten im Heilungsprozess nach einem Dasein als „Muttersau“ machte zunächst keine Anstalten, irgendwas Neues zu probieren.
Es ist einfach umwerfend die Familienstrukturen zu beobachten und sich zu vorzustellen, dass dies eigentlich nie, nie, nie so möglich ist.
Natürlich fehlen all die anderen Schweine, die Lisa geboren hat und natürlich fehlt auch der Vater. Doch wer weiss, wie nah diese Geschichte noch an die perfekte Familienzusammenführung kommen wird.
Heidi
Heidi berührt die Herzen sehr. Als “Muttersau” hat sie vor allem Entbehrungen erlebt und nie eines ihrer vielen Ferkel grossziehen dürfen. Als Produktionsmaschine, hatte sie eine Funktion und einen wirtschaftlichen Wert. Doch als Lebewesen, hat sie Bedürfnisse, die sie jetzt entdecken und ausleben darf. Doch zunächst muss sie heilen. Ganz fest heilen.
Auch Madame Michèles Geschichte hatte die Menschen sehr berührt. Musste sie doch fast vier Jahre als Muttersau funktionieren, gebären, gebären, gebären... ohne je ihre Kinder grossziehen zu dürfen. Leider ist sie im Herbst 2022 von uns gegangen. Ihre Tochter Froilein Tiffy hatte das grosse Glück von einer Landwirtin als Individuum erkannt zu werden und landete als Freundin bei uns. Schon eine ganze Weile bereichern geretteten Schweine-Persönlichkeiten nun schon unseren Hof. Quitschfidel brachten Mimi, Lotte, Tobi und Bo unserem Hof seit 2014 ein Sauglück.
Heute wohnen die grossen Schweinepersönlichkeiten:
Heidi
Lisa mit Finn und Noah
und ihrer Tochter Rosalie
Leonie
Paul
Pete
Ronya
Samira
Kurt
bei uns!
Dazu die physisch kleineren, aber charakterlich ebenso grossen Minipigs:
Lilly
Ueli
Tomte
und Kira und Mia (extern)
Ausserdem sichern wir den Lebensunterhalt von Kira und Mia, den zwei Wollschweindamen im Berner Oberland. Sie liessen sich durch eine beherzte Freundin retten und durften ihr Fürimmerzuhause bei anderen Wollschweinen finden.
Mia hat eine tolle Patin, Kira würde sich so sehr über eine freuen…
Rosalie - ein Leben soll blühen
Das Traurige ist, wenn an einem Ort der Welt eine Katastrophe passiert, hören die anderen schlimmen Geschehnisse nicht einfach auf.
Für Menschen die sich für den Frieden und ein zukunftsfähiges Miteinander einsetzen, kommt einfach nochmal was obendrauf. Weiter ruft jeder Tag nach Rettungen von Individuen aus, für viele unvorstellbaren Situationen, weiter möchten weiterhin Landwirt:innen raus aus einem System der Gewalt, und mehr denn je ist die Bildungsarbeit der Ethik wichtiger Hebel.
Doch obendrauf suchen wir nun auch nach Plätzen für geflüchtete Menschen und Tiere und nach Schadensbegrenzung für jene Tiere, namentlich die Nutztiere oder verlassenen Haustiere, die im Krisengebiet verzweifeln.
Und immer weiter sind da all die lieben Seelen, die uns hier genauso brauchen wie vorher.
So wie Rosalie.
Und während sie als gerettet zu uns zieht, ist es irgendwie auch sie die uns rettet. Ihr zartes Leben aufblühen zu sehen, gleicht einer zauberhaften Rose deren Farbe unseren manchmal graugetönten Schmerz zu lindern mag.
Und wir wissen wieder: in jeder kleinen (Tier)Person liegt die Veränderung der Welt.
Unsere rosa Freunde stecken zugleich in einem Körper, der unter dem extremen Fleischzuwachs und der unnatürlichen Länge leidet. Zuchtschweine haben 3 bis 5 Rippen mehr als Wildschweine und werden etwa doppelt so schwer. Herz und Kreislauf, Immunsystem wie auch Knochen kommen nur schwer mit dem angezüchteten Turbowachstum und der Extralänge mit. Antibiotika und die Tötung im jungen Alter sorgen dafür, dass die Produktion trotzdem „optimal“ läuft. In Zuchtbetrieben werden die Muttersäue zur Geburt und für die Zeit des Säugens der Kleinen so eng eingesperrt, dass sie sich nicht mal um die eigene Achse drehen können. In eine Richtung stehen, fressen und liegen ist dann alles, was die Mütter machen können, bis ihre kleinen mit ca. 6 Wochen weggenommen werden, um in einem Mastbetrieb möglichst schnell auf Schlachtgewicht gemästet zu werden.
Forschungsarbeiten zum Wesen der Schweine zeigen, dass Schweine über ein Sprachsystem, differenzierte soziale Kontakte und ein Bewusstsein der eigenen Person (Ich-Bewusstsein) verfügen. Sie erkennen sich im Spiegel, sind in der Lage komplexe Probleme gemeinsam zu lösen und übertreffen z.B. Hunde in ihrer Lern- und Beziehungsfähigkeit. Schweine wissen schon nach kürzester Zeit welche Menschen zu ihnen gehören und welche Emotionen sie von der jeweiligen Person zu erwarten haben. Sie sind dabei schneller und treffsicherer als Hunde und Katzen. Schweine sind von Natur aus «Stubenrein», sie waschen sich regelmässig und halten ihren Schlaf- und Essbereich absolut sauber von Kot und Urin.
Umso schlimmer muss es für die Millionen sensiblen Nasen sein, ihr kurzes Leben eng zusammengepfercht im eigenen Kot auf (Halb-)Spaltenböden zu verbringen, mit sehr wenig Beschäftigungsmöglichkeiten und Menschen, die in Ihnen nur Produktionsfaktoren sehen.
Mit ihrer Freundlichkeit, Neugier und Liebesbedürftigkeit, ihrem Schalk und ihrer zarten Haut hinter den Ohren und am Bauch haben sie alle um die Klaue gewickelt, mit ihrer Persönlichkeit, Intelligenz und ihrer Reinlichkeit alle beeindruckt. Es ist ein Geschenk, mit ihnen Zeit zu verbringen und sich auf sie einzulassen. Sie sind ganz spezielle Tiere, das merken alle, die sie besuchen. Und es ist ein Leichtes, sie ganz tief ins Herz zu schliessen.
Stellvertretend für die 1,6 Mio. Schweizer „Nutz“schweine, sollen unsere Schweine die Gelegenheit haben sich und ihre Spezies vorzustellen, ihr fantastisches und umwerfendes Wesen zu präsentieren und mit Vorurteilen aufzuräumen. Überzeugt euch selbst ( Fotos SUPERPENG - DANKE!!):
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Unsere Minis: Tomte, Lily und Ueli
Tomte und Lily. In einer Wohnung mit Terrassenplatz verbrachten die beiden Zuckerschnutten ihr erstes Lebensjahr. Dann merkten die Menschen, dass Schweine, egal wie gross, wohl etwas mehr brauchen als das. Zum Beispiel Erde zum wühlen, eine Suhle zur Hautpflege, eine Weide zum weiden und eine kleine Aufgabe für die Selbstverwirklichung. So kamen sie zu uns.
Der kleine Racker Tomte beschützt seine liebste Lily sehr rührend. Überhaupt geben sie ein tolles Paar ab und wir sind ganz vernarrt in die beiden.
Ueli war ein echtes Zürcher Stadtschwein bevor er zu uns ins schöne Oberland zog. Ueli lebte zusammen mit seiner Partnerin bei liebevollen Menschen, doch als diese dann mit sagenhaften 19 Jahren verstorben ist, wurde für Ueli ein neues Zuhause bei anderen Schweinen gesucht. Als wir die Anfrage für Ueli erhielten, mussten wir ganz schön grinsen, denn der Pächter unseres Hofes, heisst auch Ueli. Und Ueli ist eine wichtige Person für den Narrenhof, denn Ueli hat von der ersten Minute ans Narrenprojekt geglaubt und uns seinen Hof zur Verfügung gestellt.
Wir mussten also nicht lange überlegen ob wir das Schwein Ueli in unsere Gemeinschaft aufnehmen und so zog er Ende September 2021 zu uns.
Lili und Tomte, die beiden anderen Mini-Schweine, waren am Anfang nicht sehr begeistert über den Zuwachs. Vor allem die kleine zarte Lili wurde von der Kampfeslust gepackt, doch die hielt nicht lange an. Nach nur wenigen Tagen waren die 3 schon ein wundervolles Trio und wir schauten alle nicht schlecht. Wie schön, dass sie so schnell Vertrauen fassten und miteinander Freundschaft schlossen.
Wir sind begeistert und können uns alle eine Scheibe abschneiden von dieser liebevollen Art. Ueli ist Menschen gegenüber noch etwas schüchtern, aber er freut sich trotzdem sehr fest über so tolle Paten wie euch. Und wir freuen uns mit ihm.
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