Es war als hätte Mimi (das Schwein) mich still und heimlich aufgeweckt. Mit einem Mal wusste ich, was ich in dieser Welt wollte und wer ich sein konnte.

Schulen besuchen den Hof Narr – Ethik erleben und begreifen

Bildung vor Ort ist oft wertvoller als jede Theorie. Im Ethikunterricht auf Hof Narr geht es nicht um das Aneignen von Wissen um seiner selbst willen, sondern um das Erlernen der Fähigkeit, sein Handeln und seine Entscheidungen verantworten zu wollen und zu können. 

Hier klicken und ihr kommt zum downloadbaren Schulflyer.

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Info und Termine:

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zukunft@hof-narr.ch

TEL: 043 558 25 41

Mobil: 076 517 41 17

Verantwortung ist vielleicht der wichtigste Schlüsselbegriff in der heutigen Zeit. Verantwortlich handeln setzt grundlegende Fähigkeiten und ein Bewusstsein von Selbstwirksamkeit voraus. Darum gilt es zuallererst, unsere Kinder zu ermutigen, sich in der Welt selbst zurecht zu finden, sie aufgrund von eigenen Beobachtungen zu befähigen, eigenständige, authentische Standpunkte zu vertreten und wieder Lust am Wirken zu verspüren. 

 

Über die sechs V’s lernen hier die Schüler*innen, dass sie in dieser Welt einzigartig sind und eine ganz besondere Aufgabe erfüllen dürfen. Durch das Verstehen-Lernen von Verhaltensweisen anderer, aber auch seiner selbst, entwickelt das Kind ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen Lebewesen. Dadurch wiederum lernt es, Vertrauen zu anderen und zu sich selbst aufzubauen und wird schlussendlich befähigt, sein ureigenes Veränderungspotential zu erkennen und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. 

 



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Verständnis // Auf vorsichtige Art werden den Kindern die Bewohner*innen des Hofes vorgestellt. Durch die unzähligen Fragen von Seiten der Kinder nimmt jede Unterrichtseinheit eine eigene Form an, wobei es zutiefst berührend ist zu sehen, wie stark die Fähigkeiten der Kinder sind, die Eigenheit eines jeden Tieres zu begreifen und zu schätzen, ohne nach einem Nutzen für den Menschen zu suchen. Darüber hinaus spüren die Kinder, dass das Verhalten eines Tieres nicht anthropozentrisch interpretiert werden kann, sondern vor dem Hintergrund der Beschaffenheit des jeweiligen Tieres verstanden werden muss. Eine wichtige Etappe des Ethikunterrichts ist somit das ‚Beobachten- und Verstehen-Lernen’ der verschiedenen Verhaltensweisen.

 

Verhalten // Obwohl typische Verhaltensweisen einer bestimmten Tierart erklärt werden können, ist jedes Tier ein Individuum, dessen Verhalten und Bedürfnisse, uns erst durch sorgfältiges Kennenlernen eben dieses Tieres zugänglich wird. Wie aber geht man auf ein unbekanntes Wesen zu? Die Kinder erkennen schnell, dass sie auf ein Tier nicht einfach zustürmen können, sondern sich behutsam ankünden müssen. Wie bei einer Begegnung mit einem uns unbekannten Menschen, müssen wir auch dem Tier gegenüber zunächst mit abwartender Zurückhaltung auftreten, wenn wir es nicht erschrecken wollen. Die Kinder lernen, sowohl das eigene Verhalten gegenüber „Fremden“ zu prüfen als auch die spezifischen Verhaltensweisen der einzelnen Tiere zu interpretieren, wobei sie vieles durch Beobachten oder eigenes Überlegen verstehen lernen. Im gemeinsamen Nachdenken über den Umgang mit Fremdem und auffälligen Verhaltensmustern steckt ein Schlüssel zum Verständnis darüber wie Gewalt und Ausgrenzung entsteht und wie im Gegensatz dazu durch gegenseitiges Helfen und aufeinander zugehen Frieden geschaffen werden kann. 

 

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Verbundenheit // Durch das Verständnis für das Verhalten, die Interessen und die Bedürfnisse anderer kommt es zu einem Gefühl der Verbundenheit. Diese Verbundenheit ist essentiell, denn sie hindert uns daran, Anderen Leid zuzufügen und ermuntert uns, hilfsbereit und tolerant in Begegnungen mit anderen Lebewesen zu sein. Ja, Kinder verspüren oft sogar einen bewundernden Respekt allem Leben gegenüber. Viele Kinder äussern beispielsweise den Wunsch Enya etwas Gutes zu tun oder versprechen zu ihrem nächsten Geburtstagsfest auch die Aussenseiter*innen der Klasse einzuladen.

Manche Kinder sind dankbar für die Sicherheit ihrer Lehrer*innen und suchen dort die eigene Ruhe. Wieder andere fordern uns heraus, indem sie immer wieder die Aufmerksamkeit aller stören und sich erst dann wahrgenommen fühlen, wenn sie von uns eine sinnvolle Aufgabe bekommen. Diese Kinder verbinden sich zum Beispiel mit Romeo, der uns auch gerne mit den Hörnern stupft, bis wir ihm eine Aufgabe geben oder er selber eine begeistert entdeckt, so wie sich um den kleinen Sämi zu kümmern. Geschichten wie „als der aufmüpfige Romeo der beste Ersatz-Papa wurde“ sind für die Kinder Lernmomente auf vielerlei Ebenen. Nicht nur lernen sie, dass Tiere ihnen wunderbar ähnlich sind, sondern auch, was sie mit ihren eigenen Erfahrungen oder überbordendenden Energien anfangen könnten. Oder eben, wie sinnstiftend und erfüllend es ist, sich um andere zu kümmern. Intuitiv spüren sie, dass Füreinander-da-Sein viel „freudiger“ ist als Gegeneinander-Kämpfen.

Ganz besonders gross ist auch die Verbundenheit mit den Schweinen oder mit Kasimir, dem Hahn und seinen Hühnerdamen. Sie sind Tiere, denen viele Kinder ganz offensichtlich noch nie in dieser Form begegnet waren. Die Schweine hören oft von Kindern, dass sie wie ihr Hund das streicheln geniessen und die feingliedrigen Hühner werden vor zu eifrigen Kindern verteidigt. Nicht selten hören wir nach einer solchen Führung von Kindern, dass sie wiederkommen werden oder am liebsten „für immer bleiben“ möchten.

 

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Vertrauen // Durch Verbundenheit entsteht einerseits Vertrauen in das vorher vielleicht fremde Gegenüber (ob Mensch oder Tier), andererseits entwickelt sich Selbstvertrauen. Dank dem aktiven Kontakt mit den Tieren (sei es durch Essen-Geben, Streicheln, Ausmisten, Beobachten oder Singen), erleben die Kinder die vertrauensvollen Reaktionen der Tiere (wie Zuwendung, entspanntes Schnauben oder fröhliches Gurren) und gewinnen Selbstvertrauen in ihre (guten) Taten. Sie merken, dass ihr Beitrag einen Unterschied macht bzw. dass ihre Mithilfe die Ereignisse positiv beeinflussen kann. Das erfüllt die Kinder mit Stolz und motiviert sie, nach weiteren Möglichkeiten des Engagements zu suchen. Das Kind erlebt sich selbst in seiner Einzigartigkeit und beginnt zu ahnen, dass es nicht nur hier auf dem Hof Narr seinen ganz besonderen Beitrag leisten kann.

 

Veränderungspotential // Dieses Erkennen des ureigenen Könnens und die Möglichkeit aktiv die Geschehnisse der Welt mit zu beeinflussen befähigt die Kinder schöpferisch am Geschehen teil zu nehmen und nicht gelähmt durch die negativen Ereignisse zu versteinern. Als Lehrer*innen haben wir ausserdem die Aufgabe, mit den Kindern zusammen zu erötern, was sie in einer gegebenen Situation für Handlungsspielräume haben, um dem Gefühl der Ohnmacht entgegen zu wirken.

 

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Verantwortung // Durch gestärkte Zuversicht, Vertrauen und das Wissen, dass jedes Lebewesen, also auch das Kind als ‚ich’ selbst, einzigartig und nicht zu ersetzen ist, wird der Wunsch gefördert, Verantwortung zu übernehmen. Die Erfahrung unserer Einzigartigkeit bedeutet ja auch, dass jede*r von uns Einfluss nehmen kann auf die Geschehnisse dieser Welt, dass wir Teil der Veränderung sein können, die wir in der Welt sehen wollen, und daher ist diese Einsicht überaus motivierend. 

 

Ein Stückchen Narr* nehmen alle Besucher*innen mit. Die einen verinnerlichen es, die andern erinnern sich später einmal dran, wieder andere sind irritiert über diese neue Fähigkeit des Hinterfragens, die so viele Türen öffnet. Doch alle erleben die Begegnung mit der Närrin* als etwas Positiv-Ermutigendes, etwas, das Handlungsspielräume öffnet, etwas, das die Welt verändern kann. Nicht zuletzt ist der Grundgedanke von Empathie und Gerechtigkeit, der uns zu Tierrechten führt, derselbe, der uns für Menschen in Not aktiv werden lässt.

Eine kleiner Film von ©SUPERPENG dazu:

Ethikunterricht auf dem Lebenshof ist ein wertvolles Werkzeug für die Zukunft dieser Welt.

ANGEBOTE FÜR SCHULKLASSEN ODER GRUPPEN

Mit Hand, Herz und Verstand für die Zukunft aller Erdlinge

Auf Hof Narr wird dank dem direkten und persönlichen Erlebnis wirkungsvolles, verinnerlichendes Lernen ermöglicht. Die Hand hilft uns, die Dinge zu erfassen, der Verstand offenbart uns die Zusammenhänge von Handeln und Entscheiden, das Herz ermöglicht es uns, in echte Beziehungen zu treten, und zeigt uns unsere Selbstwirksamkeit.  

Programm 

In Absprache mit den Lehrkräften stellen wir ein individuelles Programm zusammen, das sich in den Stundenplan einfügt, bzw. ihn ergänzt. Schwerpunkte des Hof-Unterrichts sind Ethik und Ökologie, Schulung der Selbst- und der Fremdwahrnehmung sowie Erfahrung der eigenen Wirksamkeit. Dabei stehen die Tiere (Schweine, Hühner, Enten, Kaninchen, Truten, Ziegen, Pferde und Kühe) im Mittelpunkt, aber auch der Hof als Gesamtorganismus mit dem Anbau von Nahrungsmitteln, der Pflege der Natur, der Förderung der Biodiversität und dem Gemeinschaftsleben spielt eine Rolle. 

 

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Angebot:

- Einzelne Vormittage

- Einzelne Nachmittage

- Ganze Tage

- 2 Tage mit Übernachtung im Stroh

Zielgruppe 

Das Angebot richtet sich an Schulklassen oder Gruppen jeden Alters. Der Unterricht wird der jeweiligen Altersgruppe angepasst.

LERNZIELE - sich in seiner Einzigartigkeit und als wichtigen Teil der Welt wahrnehmen

Im direkten Kontakt mit den Tieren lernen die Schüler*innen, wer in den verschiedenen Körpern steckt und welche Bedürfnisse das einzelne Tierindividuum hat. Sind Hände, Klauen, Hufe oder Krallen alles Variationen derselben Idee? Und welche Fragen entstehen auf Seiten der Kinder? Der Hof-Unterricht ist geprägt von ethischen und ökologischen Fragestellungen und orientiert sich an den BNE[1] Kompetenzen des Lehrplans 21.  

Über den direkten Kontakt zu den Tieren, der Erde, den Pflanzen und durch die Pflege von diesen, lernen die Schüler vorausschauend zu handeln (bspw. vom Samen bis zur Pflanze, was müssen wir tun). 

Über die Ethik wird das eigene Wirken in der Welt reflektiert. Was können wir bewirken oder verändern durch unser individuelles Handeln? Kritisch, konstruktiv sein, Verantwortung übernehmen für die Tiere vor Ort und für andere Lebewesen auf der Welt. Dadurch, dass die Kinder sich um Tiere kümmern, nehmen sie sich als Teil der Welt wahr und merken durch die unmittelbare Reaktion des Tieres, dass ihr Beitrag einen Unterschied macht. Das ist erlebte Selbstwirksamkeit und Partizipation und kann – je nach Alter – auch auf die grossen Herausforderungen unserer aktuellen Zeit übertragen werden. 

Durch das Erleben von aufbauenden Tätigkeiten z.B. bei der Tierpflege und beim Pflanzenbau wird Nachhaltigkeit begreifbar. Dann tauchen oftmals Fragen nach den eigenen Werten auf. Durch den Perspektivenwechsel zum Verständnis von Anderen (Tieren, Mitmenschen allgemein, Flüchtenden, Erzieher*innen, Mitschüler*innen) entsteht ein vertieftes Verständnis für wichtige gesellschaftliche Wertefragen. 

AKTIVITÄTEN: Erleben, Beobachten, Erfahren ̶  stets im eigenen Handeln

Tiere und Pflanzen pflegen

  • Verantwortung übernehmen, Hinterfragen lernen, eigene Handlungsspielräume erkennen, Selbstwirksamkeit erleben

  • Tiere beobachten, ihre Geschichten und Eigenheiten kennenlernen

  • Pflanzen vom Samen bis zur Frucht kennenlernen und begleiten

  • In Gruppen arbeiten 

  • Zusammenarbeiten, Rollenverteilung annehmen und aktiv damit umgehen, Strategien der Zusammenarbeit entwickeln, Probleme lösen

  • Samen säen und Früchte ernten

  • eigene Wirkungsfelder wahrnehmen, Entscheidungen fällen, Kontinuität üben und Verbindung zu „Samen für die Zukunft“ im übertragenen Sinne erkennen.

Über das Erleben der Anderen (Tier oder Mensch) lernt das Kind viel über sich selbst und die Welt. Über das Beobachten beginnt es zu verstehen, wie vielfältig und unterschiedlich die Lebewesen und Prozesse dieses Planeten sind, und über Rollenspiele und gemeinsame Projekte beginnt es, sich in Andere hinein zu versetzen und Konflikten vorzubeugen.

Kosten

Pro Halbtag: 

250.- inklusive Znüni oder Zvieri.

Mittagessen kann zusätzlich für 10.- (Kinder) bis 15.- (Erwachsene) pro Person gebucht werden.

Bei längeren Aufenthalten (mit schlafen im Stroh) oder mehrmaligen Besuchen offerieren wir einen Pauschalpreis, angepasst an die involvierten Personen und die gebuchten Mahlzeiten. 


[1] Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) 

Nachhaltige Entwicklung als gesamtgesellschaftliches Leitbild hat zum Ziel, alle Akteur/-innen einzubinden – auch die Schule. Sie kann dazu beitragen, die Kompetenzen und das Wissen zu vermitteln, welche für eine nachhaltige Entwicklung nötig sind. Siehe http://www.education21.ch/de/bne