Am Anfang war das Fleisch
Vor 20 Jahren hatte Pirmin den Landwirtschaftlichen Betrieb von seinem Vater übernommen. Da er ganz im «Nutztierdenken» gefangen war, wusste er dass Gallowayfleisch als extensives Fleisch sehr beliebt war, da entschieden er nach einigen Unsicherheiten dafür Gallowaymutterkühe zu kaufen und damit entschied er sich natürlich auch für die Schlachtung. Zwar werden die Jungtiere «erst» nach zwei Lebensjahren geschlachtet, aber das gibt einem auch mehr Zeit sie ins Herz zu schliessen.
Dieses Fleisch war beliebt. Er hatte gute Absätze aber auch einen Riesenaufwand, denn er liess die Tiere extern töten und holte sie sozusagen in Portionen zurück auf den Hof, also ins Gefrierfach.
Doch da war eine Sehnsucht
Pirmin war schon als Kind tierliebend, er hatte früher schon Mühe mit dem Schlachten, er fragte seinen Vater immer wieder, warum das Töten nötig sei, «wir müssen das machen um zu essen. Das gehört zur Wirtschaft, Fleisch ist gesund und wir müssen Geld verdienen»… war jedes Mal seine Antwort. Wahrscheinlich ahnte Pirmin schon damals, dass es andere Möglichkeiten geben müsse, wieso sollte es lebensnotwendig sein, Tiere zu töten, in einem Land des Überflusses und der vielen Möglichkeiten, die nur durch unsere Grenzen im Denken aufgehalten werden.
Als Andreana auf den Bauernhof kam, begann bei ihr der Wandel. Obwohl sie immer Fleisch gegessen hatte - so war sie aufgewachsen - hatte sie als Stadtmensch schon als Kind davon geträumt, auf einem Bauernhof zu leben und mit Tieren und der Natur in Einklang zu sein. Sie verstand den Unterschied zwischen Haustieren und Nutztieren und glaubte fest daran, dass sie kein schlechtes Gewissen haben müsse, wenn sie gut zu einem Tier sorgt und es dann zur Schlachtung bringt. Sie engagierte sich aktiv für das Wohlergehen der Tiere und nahm beispielsweise Ponys auf, die unter miserablen Bedingungen gehalten wurden, um sie aufzupäppeln. Jeden Morgen begrüßte sie die Rinder einzeln mit Namen und streichelte sie liebevoll. Sie half auch bei Geburten, wenn es Probleme gab, und erlebte die Gefühle der Tiere dabei hautnah mit.
Im Laufe der Zeit fing sie an, sich bewusst zu werden und stellte sich die Frage, was wir eigentlich tun. Woher nehmen wir uns das Recht, zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht? Was wäre, wenn jemand dasselbe mit uns machen würde und einfach unser Kind zum Schlachthof bringen würde?
Die Rinder waren eigentlich wie unsere Haustiere, wir haben eine Beziehung aufgebaut und es wurde immer schwieriger bis zu dem Punkt, wo wir einfach wussten, wir mussten unseren eigenen Weg suchen, egal was die Anderen sagten oder was uns das System weismachen will. Die Sehnsucht nach einem Einklang mit den eigenen Wertvorstellungen war von Anfang an da.
Schlüsselmomente muss man auch erkennen können
die Erlebnisse, wo wir die Tiere zum Schlachter bringen mussten, waren eigentlich immer Schlüsselerlebnisse, nur meinten wir zunächst diese irgendwie durchstehen zu müssen anstatt sie als Impulse zur Veränderung zu verstehen.
Da war das Beispiel eines Galloway-Muni, eigentlich wild und voller Leben und doch bei uns so handzahm und liebevoll. Als wir ihn zum ihn zum Metzger bringen «mussten» war es ein sehr schwerer Tag für Pirmin:
«Wie er mich anschaute und ich zu ihm sagte, «es tut mir leid» und wie er zurückschaute und in den Schlachthof ging. Es ging etwas kaputt in mir und ich musste weinen, ich weiss, Männer sollten nicht weinen… aber ich habe es lange nicht verkraften können.»
Oder eine Kuh, Jannita, auch eine enge Freundin, als sie zum Schlachthof musste, das war eine Situation die uns das Herz mehr als gebrochen hat!
Aber wir haben es einfach gemacht.
Ja, wir haben Fleisch gegessen, weil wir halt so aufgezogen wurden…
Später haben wir mit Grauvieh weiter gemacht. Wir haben Kälbchen gemästet, 150 Tage und dann gemetzget und da hatten wir einige Erlebnisse… die Trennungen dahinter sind unerträglich.
Wenn man die Geschichten verfolgt und wahrnimmt, die Geschichten zwischen Lebewesen, Mensch und Tier, ist es einfach unglaublich…
Viele Bauern haben das Gefühl, es ist die Normalität. «Möglichst viel» ist das Credo, die Tiere werden zu «Spitzenleistungen» getrieben und dabei an den Rande des Erträglichen gebracht…
Wir möchten die Bauern inspirieren
Wir glauben schon, dass viele Bauern eigentlich nicht wohl sind, mit dem was sie tun (müssen) nicht wollen, aber es nicht wirklich offensichtlich wissen… Darum auch die heftigen Reaktionen, wenn dann Jemand einen anderen Weg geht. Wären sie im Einklang mit ihrer Arbeit, würden sie den anderen Wegen gelassen zuschauen.
Wir sind überzeugt, im Herzen möchten viele Bauern manches anders machen.
Pirmin war auch so: «ja wenn ich das nicht mehr mache, dann kriege ich keine Direktzahlungen mehr, dann kann ich einpacken als Bauer.» Wir meinen abhängig zu sein von den Zahlungen des Bundes, dabei hängen wir eigentlich alle von unserem eigenen Glück ab. Man muss Geld haben ja, das ist heute so, doch müssen wir auf Kosten Anderer Geld verdienen?
Es wird sicher Gegenwind auf uns zukommen, hier im Entlebuch, das ist klar. Umso wichtiger ist die Unterstützung von Menschen, die an uns glauben und unsere Vision eines friedlichen Zusammenlebens mit uns zusammen tragen.
Darum braucht es euch!
Da wir in der Öffentlichkeit wirksam werden wollen, haben wir uns entschieden Patenschaften in unser Konzept zu integrieren und damit könnt ihr Förderer oder Förderin werden für ein neues Normal bei dem Mensch und Tier sich auf Augenhöhe begegnen können. Denn nur wenn wir zeigen wie es geht, wird es auch wirklich gehen. Darum sind Lebenshöfe ja so wichtig, als Orte des Friedens und der Inspiration, sind sie wichtige Wegweiser auf dem Weg in eine zukunftsfähige Landwirtschaft und eine gewaltfreie Gesellschaft.